Scheeßel/Rotenburg. Wenn sich Chor, Barockorchester und historische Klangwirkung an einem Novemberabend vereinen, entsteht mehr als ein Konzert – es entsteht Musik, die Geschichte lebendig macht.
Am Samstag, 15. November, 17 Uhr, lädt die Formation „Musica vocale Scheeßel“ in die Kapelle des Waldfriedhofs, Freudenthalstraße, Rotenburg, zu einem besonderen barocken Juwel ein: Georg Friedrich Händels Funeral Anthem „The Ways of Zion do mourn“ (HWV 264). Das Werk entstand 1737 anlässlich der Staatsbegräbnisfeier von Queen Caroline von Brandenburg-Ansbach (1683–1737). Seit 1705 war sie mit König Georg II. von Großbritannien verheiratet und galt als kluge Ratgeberin und großzügige Förderin der Künste. Politisch spielte sie eine wichtige Rolle, da sie in enger Abstimmung mit Premierminister Robert Walpole wirkte und so Einfluss auf die Regierungsgeschäfte nahm.
Der Einlass beginnt um 16.45 Uhr. Karten kosten im Vorverkauf 25 Euro (Scheeßel: Kaufhaus Kolkmann; Rotenburg: Info-Büro und Buchhandlung Müller). An der Abendkasse beträgt der Eintritt 30 Euro. Die Plätze sind frei wählbar und nicht nummeriert.
Händels Trauerhymne ist weit mehr als ein Begräbnisstück: Sie ist ein klingendes Denkmal für eine Königin, die als gütig, gebildet und einflussreich galt. Ihr Tod löste nicht nur tiefe Betroffenheit, sondern auch eine der eindrucksvollsten Kompositionen Händels aus. Mit kraftvoller Chorkunst und feierlicher Gravität verbindet das Werk persönliche Trauer mit repräsentativem Staatsakt.
Unter der Leitung von Andreas Winterhalter widmet sich Musica vocale Scheeßel diesem Werk mit großer Hingabe. Der erfahrene Chorleiter hat zahlreiche anspruchsvolle Projekte realisiert und ist für seine sorgfältige Probenarbeit ebenso bekannt wie für Interpretationen, die Präzision mit Ausdruckskraft vereinen. Mit Mozarts Requiem oder Rossinis Petite Messe solennelle hat er das Publikum bereits beeindruckt und Maßstäbe für intensive, lebendige Aufführungen gesetzt.
Musica vocale Scheeßel, seit Jahresbeginn intensiv mit dem Stück vertraut, trägt die Musik hörbar im Herzen. Der Chor ist Mitglied im Verband Deutscher KonzertChöre (VDKC) und steht für hohes künstlerisches Niveau. Im vergangenen Jahr feierte das Ensemble mit Rossinis Petite Messe solennelle ein vielbeachtetes Debüt – eine Erfahrung, die nun mit Händel eine würdige Fortsetzung findet.
Begleitet wird der Chor vom Barockorchester L’Arco aus Hannover. Seit mehr als 30 Jahren bringt das Ensemble Musik des 17. und 18. Jahrhunderts mit stilistischer Vielfalt und historischer Klangkraft zum Klingen. Mit Auftritten in der norddeutschen Konzertszene, etwa in Zusammenarbeit mit dem Knabenchor Hannover, hat sich L’Arco einen hervorragenden Ruf erworben. Dem Rotenburger Publikum ist es durch Konzerte in der Stadtkirche vertraut.
So entsteht ein Klangbild, das königliche Gravität mit berührender Menschlichkeit verbindet – eine musikalische Hommage an Queen Caroline, die die Zuhörenden unmittelbar in die Klangwelt des 18. Jahrhunderts entführt. Die besondere Atmosphäre der Kapelle, eingebettet in den alten Baumbestand des Waldfriedhofs, verleiht dem Abend eine eindrucksvolle, stille Würde. Foto: Rainer Bassen